Junge Talente gewinnen Medaillen an virtueller Chemie-Olympiade
Sie kennen sich aus mit Reaktionen und Elementen. Sie besuchen das Gymnasium oder die Berufsschule. Sie sind die 15 Finalistinnen und Finalisten der Schweizer Chemie-Olympiade 2020. Am 17. April kämpften sie um Gold- Silber- und Bronzemedaillen. Doch die Laborkittel blieben dieses Jahr im Schrank. Das Finale fand aufgrund der ausserordentlichen Lage online statt.
Schon letztes Jahr erfolgreich dabei: Daniel Isler 2019 mit einer Silber-Medaille. (Bild: Matthieu Mottet, Chemie-Olympiade)
Schon letztes Jahr erfolgreich dabei: Jasmin Frei 2019 mit einer Silber-Medaille. (Bild: Matthieu Mottet, Chemie-Olympiade)
Schon letztes Jahr erfolgreich dabei: Lennart Horn 2019 mit einer Gold-Medaille. (Bild: Matthieu Mottet, Chemie-Olympiade)
Schon letztes Jahr erfolgreich dabei: Albert Shang 2019 mit einer Bronze-Medaille. (Bild: Matthieu Mottet, Chemie-Olympiade)
Gold ging an:
Daniel Isler, Kantonsschule Baden, AG
Jasmin Frei, Kantonsschule Wettingen, AG
Lennart Horn, Kantonsschule Solothurn, SO
Albert Shang, Ecole Internationale de Genève, GE
Mit der Goldmedaille haben sich Daniel, Jasmin, Lennart und Albert auch für die Internationale Chemie-Olympiade 2020 qualifiziert. Diese hätte im Juli in Istanbul stattfinden sollen, nun wird sie voraussichtlich ebenfalls virtuell durchgeführt.
Keine Chemie-Olympiade? Auf keinen Fall!
Ende Februar konnten die Finalistinnen und Finalisten noch von einem praktischen Trainingswochenende in Lausanne profitieren. Dann breitete sich das Coronavirus in der Schweiz aus. Das theoretische Training fand per Videokonferenz statt. Das physische Finale wurde abgesagt. Stattdessen erhielten die Teilnehmenden eine Prüfung, die sie zuhause lösen konnten. Damit niemand spickt, mussten sie sich in eine Videokonferenz einloggen und die Webcam auf ihren Arbeitsplatz richten. Sich in den eigenen vier Wänden zu konzentrieren fiel nicht allen leicht. Doch die jungen Chemikerinnen und Chemiker sind sich einig: Lieber eine virtuelle Chemie-Olympiade als gar keine Chemie-Olympiade! Es sei alles sehr gut organisiert gewesen, betonen mehrere Teilnehmende. Da sie sich nicht persönlich treffen konnten, tauschten sich einige der Jugendlichen in einem Gruppenchat aus. Keerthana Jaishankar hatte vor allem Kontakt zu den anderen Chemie-Fans aus ihrer Schule: Die Kantonsschule Wettingen, die 2019 den Schulpreis der Wissenschafts-Olympiade gewonnen hat, war an diesem Finale gleich vierfach vertreten.
Konkret und abstrakt zugleich
Da die Schülerinnen und Schüler zuhause keine Laborausrüstung haben, konnten sie dieses Jahr nur ihre theoretischen Fähigkeiten auf die Probe stellen. Daniel Isler und Albert Shang störte dies nicht allzu sehr, sie sehen sich eher als Theoretiker. Keerthana ging es gerade umgekehrt: "Die Praxis liegt mir mehr. Ich hätte mit der praktischen Prüfung wohl noch einige Punkte aufholen können." In der theoretischen Prüfung mussten die Teilnehmenden zum Beispiel herausfinden, welche chemischen Stoffe hinter einer Reihe von Messdaten stecken. Anita Bitterli von der Kantonsschule Olten ist froh, dass sie trotz der besonderen Situation eine Chance hatte, ihr Können unter Beweis zu stellen. An der Chemie fasziniert Anita am meisten, dass sie konkret und abstrakt zugleich ist, "etwas zwischen Biologie und Mathematik." Dieses Gleichgewicht gefällt auch dem Erstplatzierten Daniel Isler. Nach dem Gymnasium will er Interdisziplinäre Naturwissenschaften studieren, mit einem Fokus auf physikalische Chemie.
Die Wissenschafts-Olympiade fördert Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Neun Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für über 4'000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Die Organisatoren sind junge Forschende, Studierende oder Lehrpersonen, die freiwillig viele Stunden und Herzblut in das nationale Programm investieren.